prostituiertenmoerder:manfred_seel

Manfred Seel

Manfred Seel, Quelle: LKA Hessen

Manfred Seel wurde am 20. Oktober 1946 in Kronberg / Taunus geboren. Er wuchs als Einzelkind in Kronberg und Oberursel auf.

1967 kam er mit der Frau zusammen, die er 1973 ehelichte. Er hatte eine Ausbildung als Klischeeätzer gemacht und stellte Druckvorlagen aus Fotos her. Von 1967 bis 1969 diente er bei der Bundeswehr in Gießen, ab 1970 arbeitete er dann in der Nähe eines Seniorenheims Ab 1974 besuchte er das Abendgymnasium und begann an der Goethe-Universität in Frankfurt ein Studium in den Fächern Kunst und Sozialgeschichte, welches er nicht abschloss. 1979 wurde seine Tochter geboren. Er arbeitete als Ätzer und gründete in den Siebzigerjahren mit einem Jugendfreund eine Firma für Wohnungsräumung und Transporte.

Er reiste viel, oft mit seiner Frau: Griechenland, Spanien, USA, Mauritius, Südafrika, Thailand, Swasiland, Namibia, Vietnam.

Er spielte Saxofon und Klarinette in der Band „Overall Jazz Gang“

Bis zu seinem Tod im Jahr 2014 an Speiseröhrenkrebs lebte er in Schwalbach / Taunus.

Die Presse berichtete zunächst von einem pefekten Doppelleben, einem liebevollen Familienmenschen, dem niemand solch schreckliche Taten zutrauen würde. Bei genauerem Hinsehen, lässt sich diese These offenbar nicht halten.

Manfred Seel hatte sich in dem Haus, indem er mit seiner Ehefrau und seiner Tochter wohnte, ein Kellerzimmer eingerichtet. Frau und Tochter wussten nicht womit er sich dort beschäftigte.

Ein Nachbar sagte der „Bild“:

„Niemand durfte in seinen Keller, auch nicht seine Frau nicht. Und manchmal hat er cholerisch rumgebrüllt. […] Das ging von jetzt auf gleich. Er wurde total aggressiv.“

Seine Ehefrau notierte in ihrem Tagebuch: „Im Keller brennt wieder Licht.“ Aus ihren Aufzeichnungen geht hervor, dass sie in ihrer Ehe nicht glücklich war.

Harry Mayer hat Manfred Seel gut gekannt. Vier Jahre lang arbeitete er damals mit Seel und dessen Geschäftspartner und Kumpel aus Jugendzeiten zusammen. Mayer erinnert sich, dass beide schwer alkoholkrank waren und symbiotisch miteinander verbunden. Auch Seels Jugendfreund ist tot, er starb im Februar 2014, sechs Monate vor Manfred Seel, ebenfalls an Speiseröhrenkrebs. Mayer erinnert sich, wie Manfred Seel von seinem Kumpel herumkommandiert wurde.

„Der Seel hat gemacht, was der ihm auftrug.“

Im Suff habe Manfred Seel auch über seine „perverse Seite“ gesprochen: Gewalt, Fesselspiele, Machtausübung. Aber Mayer hat das als Gefasel abgetan, auf den Alkohol geschoben und nicht weiter darüber nachgedacht.

Manfred Seel machte 1994 einen Entzug, 1996 begab er sich für ein halbes Jahr wegen seiner Suchtprobleme in eine Klinik in den Odenwald.

Manfred Seel war offenbar regelmäßig im Frankfurter Bahnhofsviertel in der Prostitutionsszene unterwegs. So berichtet derSpiegel (Nr 21/2016):

Eine Frau, die bis 2007 im Frankfurter Bahnhofsviertel anschaffen ging, sagte aus, dass Manfred Seel Simone Diallos Dienste regelmäßig in Anspruch genommen habe. Er sei ab Anfang der Neunzigerjahre Stammkunde auf dem Straßenstrich gewesen, meist samstags, bei Einbruch der Dunkelheit. Zuerst habe sie ihn wegen seines Aussehens für einen Pastor gehalten, sagte die Zeugin. Sie selbst sei nur einmal in sein Auto gestiegen. Er habe sie misshandelt, „seine Augen waren hasserfüllt“. Danach habe sie eine Hotline für Prostituierte verständigt, um andere Frauen vor ihm zu warnen. Später habe sie ihn bei einem Jazzkonzert in Sachsenhausen zufällig wiedergesehen.

Einmal, erinnert sich Nachbar Erich B. (71), habe ihn der Manfred mit dem Auto mit nach Frankfurt nehmen wollen, „Frauen gucken“.

„Als ich fragte, was er meint, wurde Manfred laut: ,Du weißt doch genau, was ich meine. Frankfurt!´ Da war mir klar, er meint das Bahnhofsviertel. Offenbar war er da oft unterwegs.“

Anfang September 2014 fand man in seiner Garage Leichenteile, die schnell Britta Diallo zugeordnet werden konnten. 2016 wurde erstmalig öffentlich, dass die Tat ggf. einer Mordserie zuzuordnen ist.

Auf mehreren Rechnern und Festplatten, die in besagtem Keller standen, fanden die Ermittler fast fünf Terabyte Daten, davon mindestens 30000 Bilder, Tausende Videofilme, hauptsächlich gewaltpornografische Darstellungen, auch kannibalistische Szenen und Kinderpornografie.

Die Schnittverletzungen, die den mutmaßlichen Opfern zugefügt wurden, sind darauf zu sehen. Über alle Taten hinweg gebe es die Gemeinsamkeit, dass den Opfern Organe entnommen oder Körperteile abgetrennt wurden, die der Täter mitgenommen habe. Die Bilder von sexueller Gewalt auf dem Computer entsprächen teils „fast eins zu eins“ den Verletzungen bei den mutmaßlichen Opfern. Diese wurden nach den Worten von Herrmann in den meisten Fällen nach dem Tod zugefügt, im Fall von Britta D. sei aber auch möglich, dass die Frau noch gelebt habe.

Die Auswertung des Computers ist noch nicht abgeschlossen. Seel surfte mit einer Spezialsoftware, die keine Spuren hinterlässt. Sicher ist bereits, dass er in zwei Foren für Menschen unterwegs war, die sich von extremen Gewalttaten und Nekrophilie erregt fühlen.

Die Ermittler fanden auch eine Fotoentwicklungsmaschine. Aber keine Bilder, die er damit hergestellt hat.

1971: Die verstümmelte Leiche der 19 Jahre alten Gudrun Ebel wird im Februar bei Bad Vilbel entdeckt. Die Tote weist Zeichen sadistischer Handlungen auf, sagen die Ermittler. Sie hatte bisherigen Ermittlungen zufolge als Reinigungskraft in einem Altenpflegeheim in Frankfurt gearbeitet.

1971: Nur zwei Monate später wird die Leiche einer Kollegin aus dem Johanna-Kirchner-Stift gefunden. Die getötete türkische Gastarbeiterin Hatice Erülkeroglu wird nahe der Camberger Brücke in Frankfurt gefunden.

1991: Die Leiche der Frankfurter Straßenprostituierten Gisela Singh wird am 30. Juni im Wald zwischen Hofheim und Langenhain im Main-Taunus-Kreis gefunden. Die Tote weist den Ermittlern zufolge „Zeichen sexuellen Sadismus“ auf.

1993: Der Torso der getöteten Straßenprostituierten Dominique Monrose wird im Dezember 1993 an der Friedberger Landstraße in Frankfurt im Gebüsch gefunden. Die Leichenteile sind in Plastiksäcke eingepackt. Weitere Leichenteile werden 1994 an der Bundesstraße 40a in der Nähe des Flughafens entdeckt. Der Kopf fehlt bis heute.

1996: Die Bankangestellte Pia Isabel Heym (27) wird seit Juli vermisst. Spaziergänger finden den Kopf ihrer Leiche am ersten Weihnachtsfeiertag am Weg zu einer Kleingartenanlage. Der Kopf war mit einem scharfen Messer sauber abgetrennt worden. Die Frau war nach Mitteilung der Polizei von damals auf die Einnahme von Tabletten zur Behandlung schizophrener Schübe angewiesen.

1998: Der 13 Jahre alte Schüler Tristan wird am 26. März in einem Tunnel des Liederbachs nahe des Bahnhofs Frankfurt-Höchst grausam ermordet. Der Täter schneidet dem Jungen am helllichten Nachmittag die Kehle durch. Er trennt Teile des Leichnams ab und nimmt sie im Rucksack des Schülers mit.

1998: Die etwa 18 Jahre alte Julia Schröder verschwindet Mitte Juli aus dem Frankfurter Bahnhofsviertel. Die Obdachlose soll eine drogenabhängige Prostituierte und in desolatem gesundheitlichen Zustand gewesen sein.

1999: Rund ein Jahr später, im September 1999, verschwindet auch die 1967 geborene Gabriele De Haas aus dem Frankfurter Bahnhofsviertel. Von beiden Frauen fehlt bislang jede Spur.

2004: Ein stark verwester menschlicher Schädel wird im April in einer Main-Schleuse bei Frankfurt gefunden. Der Kopf soll zu einer Frau mittleren Alters gehören und war in Aluminiumfolie eingewickelt. Die Identität der Frau ist noch immer unklar.

Maintower Kriminalreport extra: Der Serienmörder aus Schwalbach (19. Mai 2016)

  • prostituiertenmoerder/manfred_seel.txt
  • Zuletzt geändert: 2020/02/23 16:03
  • von hanna